Nastja – Die bloggende Mox

Nastja – The blogging Mox

Gezeichnete Katze mit einseitigen Audio-Cideo-Headset

Marketing und Public Relation in Social Media

Eine Laien-Betrachtung über PR-Arbeit und Marketing in Social-Media-Kanälen. Hier findet sich viel ungenutztes Potential und es werden einige Fehler gemacht. Welche Fehler? Kann man es besser machen?

Vom 13.5.2022, mit stilistischer und formaler Unterstützung von Nerderlei, der Betreiberin von nerderlei.de
Für den Inhalt bin ich die Allein-Schuldige.

Night City bei Nacht. Eine Frau sieht grosse neon-beleuchtete Reklämesäule. Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077

Als Beispiel nehme ich exemplarisch Cyberpunk 2077 von CD Projekt Red. Nicht, weil ich auf denen rumhacken will – ich liebe das Spiel und finde die Firma toll  -, trotzdem lief aus meiner Sicht Marketingmässig doch einiges schief (Ja, das nennt sich differenzierte Betrachtung). Aber sie befinden sich in sehr guter Gesellschaft, weil man die Sachen, die ich als falsch einstufe, doch sehr häufig antrifft.

Der übertriebene Hype-Train – vorprogrammierte Enttäuschung

Marketing mit den Methoden des 20. Jahrhunderst und den Mitteln des 21. Jahrhunderts. Ein sicherer Weg Werbung zu machen. Aber nicht der beste und mitunter sogar gefährlich und kontraproduktiv. Cyberpunk 2077 war da ein Paradebeispiel.

Genau diese Produktwerbung hat CD Projekt Red vor dem Release von Cyberpunk 2077 gemacht. Und zwar absolut meisterlich, absolut grandios. Der Hype-Train war gewaltig. Ein Meisterwerk diese PR-Arbeit. Aber all die PR diente nur um zu sagen wie toll das Produkt ist – obwohl es dieses noch nicht gab. All die PR hat ganz bewusst Begehrlichkeiten geweckt. So sehr, dass die Erwartungen gar nicht mehr erfüllt werden konnten! Und das war das Problem: die Enttäuschung wurde dann umso grösser und der Frust immens. Da bringt es nichts, wenn man im Trailer reinschreibt, «Work in Progress». Marketing lebt davon, Emotionen anzusprechen, nicht den Verstand. Es wurde bewusst und gezielt die Leute auf ein Produkt heiss gemacht. Dann zu sagen, wie in einem Tweet eines anderen Twitterusers zu lesen war, die Leute seien dämlich, weil sie nicht einsehen wollten, dass ja nichts versprochen wurde, finde ich zutiefst despektierlich. Wenn man die Leute geil auf etwas macht, und die Erwartungen dann nicht erfüllt, muss man mit dem Zorn und der Enttäuschung der Kundschaft rechnen und damit leben. Wer das nicht versteht, hat die Grundlagen des Marketings nicht verstanden.

Das grosse Schweigen

Vor kurzem hat Pawel Sasko in einem Stream gesagt, man sollte nichts über ein Produkt sagen, wenn es noch nicht fertig ist. Das waren wohl die Lehren, die man aus obiger Erfahrung gemacht hat. Und deshalb kam dann die grosse Funkstille von CD Projekt Red. Nach ein paar Entschuldigungen und Versicherungen man sei dran kam lange nichts mehr. Teilweise waren die Kommunikationspausen so lange, dass man sich fragte, ob überhaupt noch wer daran arbeitet und es gab schon Gerüchte CD Projekt Red würde das Projekt fallen lasse. Und diese Kommunikationsstrategie ist entweder einfallslos oder mutlos. Ob das nun das PR-Team, die Geschäftsleitung oder vom wem auch immer veranlasst wurde, spielt keine Rolle. Die Gamecommunity, fühlte sich alleine  und im Stich gelassen, das frustet. Will man so eine Kommunikationsstrategie wirklich, nur um keine Angriffsfläche zu bieten? Wir erinnern uns: Marketing ist Emotionen anzusprechen.

Kann man es besser machen?

Kurze Antwort: Ja. Nur zwei Twitter-Parade-Beispiele:

  • Dr. Oetker Pizza: Ein Paradebeispiel für Interaktion mit der Community. Sie schreiben und tauschen sich und haben mehr Inhalte als nur «Wir sind die besten und unser Produkt das es noch nicht gibt wird das tollste sein.» Sie leben vom aktiven und humorvollen Austausch mit der Community.
  • „Weil wir dich lieben“ – Berliner Verkehrsbetriebe: Sie bringen pointiertes, lustiges, kurioses und manchmal auch sehr direkte Meinungsäusserungen und nehmen sich selber nicht zu ernst. Auch sie schreiben nicht nur wie toll sie sind, sondern sind thematisch viel breiter gefächert.

Wie soll man es besser machen?

Motzen kann ja jede/r, aber nun Butter bei die Fische: Wenn ich schon besserwisserisch tue, sollte ich auch konkrete Beispiele bringen, wie man es besser machen kann. Wie kann ich zum Beispiel Marketing für ein Produkt machen, dass noch nicht existiert? Also Prä-Release-Marketing? Am  Beispiel von – Oh Wunder- Cyberpunk 2077:Night City bei Nacht. Eine Frau sieht grosse neon-beleuchtete Reklamen. Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077

Offenheit und Transparenz statt Hype-Train

Zum Beispiel eine Vorstellung der coolen Fahrzeuge Fahrzeuge in Cyberpunk 2077: Man zeigt ein Video von paar coolen Fahrzeugen, in actionreichen Szenen, coolen Bildern, tollen Fahrten in der Stadt, Cyberpunk-Musik, rasche Schnitte und Szenenwechsel – Gänsehaut pur. Nach 2/3 des Videos, dann die «Baustelleszenen»: Autos erwischen die Strasse nicht, rammen Leute in der Kurve, können nicht geradeaus fahren und nehmen Ampeln mit und fallen von der Brücke. Zusammen mit einem Text z.B. «Oops… We are Working on it». Die ersten Szenen würden die Leute geil machen, die zweiten Szenen zeigen dann auch die Baustellen, auf eine witzige Art geschickt in Szene gesetzt.

Mit dem «Oops… We are Working on it» hätte man eine eigene Serie von Videos machen können, und ich bin überzeugt, damit hätte man viele Sympathiepunkte machen können. Die Anwendungsmöglichkeiten wären unendlich gewesen. Aber dadurch hätte man halt mit Selbstironie und Humor arbeiten müssen, statt mit Heiligsprechung des Produktes und dem Schaffen unerfüllbarer Erwartungen.

Kommunikation statt schweigen

Mann im Business-Anzug begutachtet eine Holo-Reklame. Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077Nach dem Release grösstenteils zu schweigen kam bei den wenigsten gut an. Man wollte nichts Falsches sagen und sagte darum nichts. Dabei wollten die meisten Leute einfach wissen, dass überhaupt jemand da ist und sich um sie kümmert. Selbst wenn man nur Nonsens-Nachrichten schreibt, die nichts Aussagen ist es besser als gar keine Nachrichten. Ein paar Beispiele gefällig? Jeweils ein Tweet die Woche und man hätte ganz simpel 2 Monate füllen können – zusätzlich zu den spärlichen Mitteilung. Das hätte gezeigt, dass noch Leben da ist.

  1. Wir sind dran die Bugs zu sammeln…
  2. Wir sind dran die Bugs zu sammeln, ja, es sind viele…
  3. Wir sind am Lösungen suchen für die Bugs…
  4. Wir sind dran die Bugs zu sammeln, die durch die Lösungen verursacht wurde…
  5. Um die Teams zu schonen und damit sie einen freien Kopf bekommen, wurde allen ein verlängertes 4-Tage-Wochennde verordnet. Dann geht’s mit alter frische weiter.
  6. Das Team wurde aufgestockt um einen Goldfisch, das hat den Durchschnitts-IQ um 20% erhöht…
  7. Kaffeemaschine ausgestiegen, wir machen trotzdem tapfer weiter…
  8. Es geht voran (Wir bleiben optimistisch bis zum Schluss)

Ein geübtes PR-Team hätte sicher viel bessere und witzigere Ideen gefunden, als ich in den 2 Minuten, die ich gebraucht habe um die obigen zu formulieren.

Humor und Selbstironie als Marketing? Unsinn!

Oder doch nicht? Zu Abschluss ein geniales Video über ein kommendes Videospiel, das Emotionen anspricht, Begierden weckt, nichts verspricht und sich selber nicht zu ernst nimmt. Ein gutes Beispiel worauf ich mit diesem Moxolog raus will: Outer World 2

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