Dieses Sachbuch ohne direkten Cyberpunk-Bezug bietet sehr interessante Einblicke in das Gewerbe der Mox, bzw. der Sexworker*in aus der Sicht der Betroffenen.
Falls hier jemand einen erotischen Roman erwartet, dann muss ich euch enttäuschen, das ist es nicht und auch keine Autobiografie von mir. Es ist eine Sammlung von Kurzportraits von verschiedenen Sexarbeitenden.
Sexarbeit ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema. Wenn es mal diskutiert wird, dann sehr kontrovers. Eine sachliche Debatte findet in der Gesellschaft und den Medien kaum statt. Das Thema ist wohl einfach zu emotional oder zu unbequem, Talkshows und Medienberichte sind meist von Anfang an voreingenommen.
Für einige sind Sexarbeiterinnern und Sexarbeiter einfach Opfer. Opfer des Patriarchats, der Misogynie, des Sexismus, der Menschhändler, des Kapitalismus u.ä. Diese Opfer muss man schützen und für Sie einstehen und ihnen helfen. Andere beschönigen das Ganze und finden: Alles kein Problem. Gemeinsam haben beide Parteien, dass sie von und über Sexarbeit reden und den Betroffenen eine Stimme geben wollen. Dabei wird aber vergessen, dass die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter eine eigene Stimme haben. Vielleicht sollte man nicht versuchen für sie zu sprechen, sondern mal zuhören was sie selber zu sagen haben?
Was halten sie von Regulierung und Kriminalisierung? Vom nordischen Modell, das Freier unter Strafe stellt? Von der Stigmatisierung? Und vor allem: Wer sind Sie? In diesem kleinen Büchlein kommen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter zu Wort. Sie erzählen in kurzen Porträts wer sie sind, was und warum sie machen, wo die Probleme sind und wo Handlungsbedarf besteht. Ungeschönt aber ohne zu dramatisieren, sachlich und doch mit einem Einblick in ihre Gefühlswelt.
Schon bald wird im Buch klar: Es gibt nicht DIE Sexarbeiterin oder DEN Sexarbeiter, wie es auch nicht DIE Autoverkäuferin oder DEN Autoverkäufer gibt. Der Beruf macht nicht den Menschen aus. Das Buch versucht nicht nur den Alltag in der Sexarbeit zu entstigmatisieren, es zeigt die Menschen dahinter, ihre Geschichte und was sie bewegt. Es ist ein Blick über die Grenzen des gesellschaftlich Alltäglichen und über unseren Tellerrand. Es ist ein Aufruf zu Verständnis und zu Respekt allen Menschen gegenüber – auch wenn man ihre Beweggründe und Taten persönlich vielleicht nicht nachvollziehen kann.
Ein Fazit, dass ich daraus ziehen konnte: Sexarbeitende sind vor allem Opfer derjenigen, die sie zu Opfer erklären und sie dann deshalb gleich entmündigen wollen, weil sie es besser wüssten.
Das Buch erschien im Limmatverlag, Zürich, (ist aber auch auf Amazon erhältlich)
ISBN : 978-3-03926006-5, 159 Seiten
P.S. : Auch wenn sich das Bucht mit der Situation in der Schweiz (vor allem Zürich) befasst: Die Bedürfnisse der Menschen sind gleich. Man kann durchaus Erkenntnisse des Buches auf andere Länder und andere Menschen übertragen.
Wertung: 9/10 Roten Glühbirnen
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