KI2041 – Zehn Zukunftsvisionen

Ein international bekannter KI-Experte und ein führender Science-Fiction-Autor zur Frage: Wie wird künstliche Intelligenz unser Leben in 20 Jahren verändern? Von Kai-Fu Lee und Qiufan Chen.

Die Idee, die hinter diesem Buch steckt finde ich genial und deshalb rezensiere ich ausnahmsweise ein Buch, obwohl es mich gar nicht überzeugt hat.

Aus dem Klappentext:

«In KI 2041 haben sich der international bekannteste KI-Experte und ein führender Science-Fiction-Autor zusammengetan, um eine zwingende Frage zu beantworten: Wie wird künstliche Intelligenz unser Leben in zwanzig Jahren verändert haben? Zehn Geschichten führen uns um die Welt und in einen neuen KI-geprägten Alltag, jeweils gefolgt von einem Realitätscheck durch Kai-Fu Lee.»

Die Rezension

Die Idee dazu fand ich extrem spannend. 10 Fantastische Science-Fiction-Geschichten mit anschliessender wissenschaftlicher Analyse was dahinter steckt und wie realistisch die Geschichte ist? Genau mein Ding! Wo ist also das Problem?

Ich hatte sehr schnell das Gefühl, dass  nicht Geschichten geschrieben wurden und anschliessend analysiert, sondern dass vorher Themen definiert wurden, die man analysieren wollte, dann schrieb der Autor Qiufan Chen die Geschichte dazu. Und das merkt man den Geschichten an. Sie wirken zu gekünstelt auf ein bestimmtes Thema zurecht gezimmert. 

Für Laien und Leute, die sich jetzt nicht im Detail mit den technischen Seiten auseinandersetzen wollen, wird es rasch zu technisch. Die Menschen die sich rein mit den gesellschaftlichen Aspekte der Veränderung von KI befassen wollen, werden es dadurch langweilig und «harzig» finden. Für Diejenigen, die sich schon etwas auskennen wiederum, wird es rasch kalter Kaffee: Nichts neues, das kennt man alles schon.

Nerd-Naivität

Der KI-Experte Kai-Fu Lee schreibt, dass er eine realistische und optimistische Vision zeigen will. Das Resultat ist idealistisch und erschreckend gutgläubig. Ja, KI kann ein extrem nützliches Werkzeug sein, aber dies allein ist noch kein Garant, dass Sie zum Nutzen der Menschheit eingesetzt wird. Dem Wesen des Menschen, wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. 

Gerade Experten sind zu sehr in ihren utopischen Visionen behaftet, um das Missbrauchspotential durch die Menschheit zu erkennen und fokussieren sich schon fast blind auf die  möglichen Segnungen der Technik. Und genau dieser blinde Glaube an die KI-Technologie prägt auch das Buch. Es werden durchaus auch die Gefahren der KI angesprochen, der Grundgedanke, dass die Gesellschaft strikt für ihr eigenes Wohl handelt, herrscht aber vor. Ein fataler Irrtum. 

Ich könnte hier mehrere populäre Beispiele bringen solchen blinden Technikglaubens. Z.B. das Internet, als Ort der Demokratisierung und Werkzeug zur Minderung der Macht der Grosskonzerne und Öffnung des Handels für alle. Heute gibt mehr und mächtigere Megacorpos als jemals zuvor, was das Wesen des Internets widerspiegelt: „The winner takes it all„.

Das Fehlen dieser Aspekte, macht aus einer guten Sachbuch-Idee, ein Zukunftsmärchen, ein idealisierter Wunsch, das kaum die Realität des Wesens der Menschen und der menschlichen Gesellschaft berücksichtigt. Diese Ignoranz halte ich für sogar gefährlich.

Wertung: 3/10 KI-Engeln