Kill Girl – Tödliches Verlangen
von A.R. Torre

Seit über 3 Jahren lebt Deanna in isoliert in ihrer Wohnung ohne realen Kontakt zu anderen Menschen: Sie hat nämlich den unbändigen Trieb Menschen zu töten.

Kill Girl von A.R. Torre (Pseudonym der amerikanischen Autorin Alessandra Torre) wird als erotischer Thriller eingestuft, trotzdem packe ich es in die Cyberpunk-Ecke, weil: High Tech, Low Life.

Deanna, die sympathische Antiheldin die sich in ihrer Wohnung versteckt um niemanden umzubringen nutzt nämlich die Segnungen der Technik um zu leben und zu überleben. Sie macht Camsex, ist ein Camgirl, das per Chat und Video notgeilen Typen Hardcore-Cybersex anbietet.

Sex ist das eine Thema dieses Buches auch wenn er nur per Camsex praktiziert wird. Es ist sehr explizit, jedoch ohne schludrig oder billig zu wirken und gespickt mit Wikipediawissen zu Praktiken und Vorlieben der Menschen. Für mich schwer vorstellbar, dass es jemand geil oder erotisch finden kann aber es ist trotzdem ein interessanter Blick hinter die Kulissen einer Sexcamworkerin. 

Das andere grosse Thema ist der Trieb von Deanna, Menschen zu töten. Weil sie das selber nicht will, aber Angst hat sich nicht beherrschen zu können, verlässt sie ihre Wohnung nie, und dank Internetshopping wird ihr alles nach Haus geliefert. Nachts, wenn die Triebe am grössten sind, lässt sie sich von einem Nachbar einschliessen, dafür beliefert sie ihn mit Drogen welche sie per Internet für ihn kauft. Tagsüber bleibt die Türe offen. Weil falls jemand doch reinkommen würde, dann wäre er ein Einbrecher und sie dürfte sich doch wehren und diesen töten?

Beide Themen kommen zusammen, als einer ihrer Cam-Kunden durchblicken lässt, dass er vorhat ein kleine Mädchen zu entführen und zu missbrauchen. Eine Gelegenheit für Deanna, denn sie will das Mädchen unbedingt retten. Und wenn sie nebenbei den Missetäter umbringt, wäre sie trotzdem kein Monster, oder?

Die Story klingt schräg, hat aber viel Potential das auch gut ausgenutzt. Die Frage was gut oder schlecht, die Überlegungen der Protagonistinnen und der Versuch  «Gut» zu bleiben oder sich so darzustellen. Dass das Umbringen von Leuten dann nicht so einfach ist wie gedacht, unter anderem weil die Leute die Frechheit haben sich zu wehren, wenn man sie filetieren will, macht die Protagonistin sowohl sympathischer wie ihre Geschichte auch plausibler.

Nicht alles an dem Buch ist angenehm zu lesen, aber auf eigentümliche Art spannend und faszinierend.

Wertung: 7.5 von 10 sexy Webcamshows