Drogen sind schlecht. Was die Nomads nicht hindert, sie alle auszuprobieren. Mit allen dazugehörenden Folgen. Eine Cyberpunk-Kurzgeschichte von Nastja, der Mox.
Publiziert am 27.4.2020 im Cyberpunk-Forum.com im Rahmen eines Foren-RPG-Spiels mit 3 Forenfraktion (Corpos, Nomads und Streetkids). Die Geschichten dienten als Propagandatexte und ab Teil 2 ist immer eine Filmanspielung dabei.
Irgendwann, irgendwo in den Badlands.
Der Mageninhalt war entleert, der Rausch aber ebenso wenig verschwunden wie das Kopfkarussell und der Magensalto. Leicht beduselt sass ich als da etwas abseits und schaute in den Himmel und versuchte zu hören nach welcher Farbe die Sterne rochen, da schob sich ein Mond ins Blickfeld. Ein sehr grausiger, gespenstischer Mond, mit Augen, Ohren, Nase und Mund. Und der Mond konnte sprechen!
„Mädchen, brauchst du Hilfe?“
Immer diese schwierige Fragen, nach gefühlten 2 Ewigkeiten entschloss ich mich trotzdem, das Angebot anzunehmen. „Ja, was haste denn? Etwas von dem Pilztabak könnte ich noch vertragen“. Ich musste kichern. „Und paar Chips und etwas Schnaps zum runterspülen nehm ich auch, aber behalt deine Finger bei dir. Abgesehen davon, warum bist du ein Mond, hat ein Mond überhaupt Finger, warum bist du vom Himmel gefallen?“
Ohne dem Mond Gelegenheit zum Antworten zu geben, beschloss ich, meine neusten drogeninduzierten Erkenntnisse dem Mond mitzuteilen. Komischerweise hat er sich in einen Man verwandelt, der ein Zielkreuz auf dem Arm hatte.
„Weisst du,“ teilte ich ihm mit “ ich hab seltsame Erinnerungen an ein verrückte Nacht in den Badlands, kurz nachdem ich von den StreetKids hier gelandet bin. Ist es 5 Tage her? 6? Es kommt mir wie ne Ewigkeit vor. Ein Höhepunkt den man nie wieder erlebt. Vor NightCity Mitte der 70iger, ist eine besondere Zeit und ein besonderer Ort um dazuzugehören. Aber keine Erklärung, keine Wort-Kombination oder Musik oder Erinnerung könnte an das Gefühl heranreichen zu wissen, dass man dabei war und in jener Ecke der Zeit, und in der Welt gelebt hat, was immer das bedeutet. Es herrschte Wahnsinn in jeder Richtung, zu jeder Stunde, man konnte überall Funken erzeugen. Es herrschte ein fantastisches, universelles Gefühl, dass was immer wir taten richtig war, dass wir gewinnen würden. Und dass denke ich war der Haken. Dieses Gefühl des unvermeidlichen Sieges über des Alten und des Bösen, nicht in einem fiesen oder militärischen Sinne, dass hatten wir nicht nötig. Unsere Energien würden sich einfach durchsetzen. Wir hatten den Moment auf unserer Seite, wir ritten auf den Kamm einer hohen und wunderschönen Welle. Und jetzt nicht ganz 5 Tage später, kann man auf einen steilen Hügel in Night City klettern, und nach Westen sehn, und wenn man die richtig aufgerüsteten Augen hat, kann man die Hochwassermarke sehn, den Ort wo sich die Welle schließlich brach und zurückrollte…“
Ich wurde leiser weil ich irgendwie den Faden verloren hatte und ausserdem immer müder wurde. Die Augen schlossen sich, da schreckte ich hoch. „Und bevor ich es vergesse, wo ist nun der Stoff? Und bilde dir nicht ein dafür ’ne Gratisrunde zu bekommen…“
Mir wurde schwarz vor Augen…
Eine der Vorteile, wenn man als StreetKid aufgewachsen war, war ja, dass man Zugang zu allerlei kybernetischer Aufrüstungen hatte. Während sich viele mit Machospielereien – wie Waffen und so unnützes Zeugs – vollstopften, hatte ich mich auf die relevanten Dinge fokussiert und mein Immun- und Entgiftungssystem massiv aufrüsten lassen. So konnte ich ziemlich sicher sein, am nächsten Tag ohne grösseren Kater, andere Nachwirkungen oder Geschlechtskrankheiten aufzuwachen. In meinem alten Job bei den StreetKids war das eine Notwendigkeit, stellte es doch sicher, dass ich auch bei exzessivsten Ausschweifungen immer früher einen klaren Kopf hatte, als der jeweilige Kunde, und er mich somit nicht unbezahlt aufs Kreuz legen konnte.
Nomads: Absolut stressfrei, selbst wenn einem grad kein toller Slogan in den Sinn kommt, war wir cool sind!